„Ich bin Trouble-Shooter, Diplomatin und Erfinderin“
Martina Kix ist Chefredakteurin von ZEIT Campus. Einen normalen Arbeitstag habe sie selten, sagt Kix, denn es passiere immer etwas Überraschendes. Jungen Menschen rät sie: Geht in die Lokalredaktionen und probiert euch aus.
Werksgelände: Was macht man eigentlich als Chefredakteurin von ZEIT Campus?
Martina Kix: Seitenpläne bauen, Urlaubsanträge freigeben, Texte beauftragen, Rechnungen abzeichnen, Hospitant:innen rekrutieren, und als Gästin über jungen Journalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sprechen: All das mache ich als Chefredakteurin. Meine Aufgaben sind unterschiedlich, einen »normalen« Arbeitstag habe ich selten, weil immer etwas überraschendes passiert. Als Redakteurin bei ZEIT Campus war ich hauptsächlich dafür zuständig, eine Geschichte pro Ausgabe zu schreiben, und Texte von Kolleg:innen und freien Autor:innen zu redigieren. Als Chefredakteurin habe ich das komplette Magazin im Blick und arbeite mit vielen verschiedenen Abteilungen im Haus zusammen, mit dem Verlag, der Anzeigenabteilung, der Veranstaltungsabteilung. Dabei geht es vor allem um strategische Fragen: Wo liegt ZEIT Campus aus? Welche Veranstaltungen können wir noch erfinden? Welches TikTok-Format wollen wir machen? Ich bin also ein bisschen Trouble-Shooter, Diplomatin und Erfindern – und das macht alles sehr viel Spaß.
Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?
Neugier auf Themen, auf Menschen und Geschichten. Offenheit an Themen und Texten zu arbeiten. Resilienz, und auch in Krisenzeiten Ruhe bewahren. Und man muss es auch aushalten können, wenn Dinge nicht beim ersten Anlauf klappen, egal, ob das bei einer Recherche ist oder im ersten Job.
Ich habe mit 16 mein erstes Praktikum in der Lokalredaktion bei der Neuen Westfälischen in Herford gemacht. Seitdem ist der Job nie langweilig geworden.
- Martina Kix
Was reizt Dich an Deinem Beruf?
Ich habe mit 16 mein erstes Praktikum in der Lokalredaktion bei der Neuen Westfälischen in Herford gemacht. Seitdem ist der Job nie langweilig geworden, denn es gibt innerhalb des Journalismus immer wieder neue Geschichten zu erzählen, neue Themen zu entdecken und Erfindungen. Im Herbst habe ich zum Beispiel Schlagerstar Julian Sommer bei Auftritten in Deutschland und am Ballermann begleitet, und einen tiefen Einblick in die Schlager-Szene bekommen. Dann entwickeln wir gerade einen ZEIT Campus Podcast, das ist noch mal ein ganz anderes Medium. Solche Entwicklungen zu begleiten und mitzubekommen, das ist immer wieder eine große Bereicherung.
Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?
Abzuschalten – auch, weil Journalismus, Lesen, Geschichten schreiben, mir so viel Spaß machen. Und: Die digitale Transformation: Können wir die Gen Z als Abonnent:innen gewinnen?
Was war Dein bisher größter Flop im Job, und was hast Du daraus gelernt?
Meine Zeit bei der Bild am Sonntag, ich habe dort als Aushilfe im Nachrichten-Ressort gearbeitet. Ich habe dabei vor allem gelernt, was ich im Journalismus nicht will: Witwen schütteln und Boulevard. Aber auch frustige Erfahrungen können einen im Leben weiterbringen.
Martinas Tipps für den Nachwuchs
Geht in die Lokalredaktionen, macht dort ein Praktikum und probiert euch aus. Wenn es euch Freude macht, am Wochenende die Leute vom Kaninchenzüchterverein zu interviewen und das aufzuschreiben, dann ist das ein gutes Zeichen. Wenn ihr ein bisschen Erfahrung gesammelt habt: Bewerbt euch bei den Journalistenschulen, der Deutschen Journalistenschule in München, der Henri-Nannenschule in Hamburg, der Reportageschule in Reutlingen. Dort bekommt ihr nicht nur eine tolle Ausbildung, sondern findet auch Freund:innen fürs Leben.
Martina Kix
… ist seit 2019 Chefredakteurin von ZEIT CAMPUS und schreibt als Autorin für DIE ZEIT. Als Chefredakteurin macht sie ihr Magazin fit für die Zukunft.
Diesen Beitrag teilen via: