17. Oktober 2024
Jule Zentek

Klimajournalismus auf Instagram

Jule Zentek berichtet auf dem Instagramkanal @klima.neutral über Klimathemen und gesellschaftliche Herausforderungen – verständlich, nahbar und faktenbasiert. Ihr Ziel: Klimabewusstsein stärken und Menschen dazu befähigen, klimapolitische Entwicklungen besser zu verstehen.

Werksgelände: Was macht man eigentlich als Klimajournalistin und Presenterin bei @klima.neutral?

Jule Zentek: In meiner Arbeit als Klimajournalistin und auch als Presenterin für den Instagramkanal @klima.neutral des WDR befasse ich mich täglich mit den aktuellen News und versuche diese für unsere Klima.neutral-Community aus klimapolitischer Sicht einzuordnen. Mein Ziel ist dabei, Zusammenhänge und Dynamiken aufzuzeigen und dadurch Probleme bewusst zu machen. Wie hängen zum Beispiel höhere Energiekosten mit fossilen Energien wie Kohle und Öl zusammen? Welche Herausforderungen stehen uns durch die Energiewende tatsächlich bevor? Welche Auswirkungen der Klimakrise spüren wir schon jetzt in Deutschland? All das sind typische Fragen, mit denen mein Team und ich uns auseinandersetzen und die wir so aufarbeiten, dass die Komplexität der Themen abnimmt und möglichst viele Menschen einen Zugang dazu finden.

Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?

Ich habe mich schon immer sehr gern in Themen eingebuddelt. Heißt: Ich lese mich sehr gern und sehr lang ein, spreche mit verschiedenen Expert:innen dazu und stelle meine Fragen, die durch die Recherche aufkommen. Gerade für den Klimajournalismus, der viele verschiedene Disziplinen vereint, ist der Austausch mit Expert:innen natürlich Goldwert. Anders als manch andere Kolleg:innen komme ich nicht aus den Naturwissenschaften. Ich habe Wirtschaft und Klimaethik studiert und komme ursprünglich aus dem Finanzjournalismus. Mein Wirtschaftswissen hilft mir aber trotzdem, denn die Klimakrise ist eine Dimension fest jeden Themas. Sie ist beispielsweise auch ein Produkt unserer Art zu Wirtschaften. Diese Dynamiken zu verstehen, halte ich daher ebenso für hilfreich. Ich denke daher, die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Welt und uns Menschen wirklich verstehen zu wollen, ist mit der wichtigste Antrieb.

Was reizt Dich an Deinem Beruf?

Ich lerne jeden Tag dazu, darf mit Menschen über Themen sprechen, die sich wirklich auskennen und habe dadurch schon so viele tolle, beeindruckende Personen kennengelernt. Jeder Tag sieht anders aus. Jedes Thema bringt eine andere Story ans Licht und muss anders erzählt werden. Mehr Abwechslung geht nicht. Ich sage oft: Mein Job ist es, mir Wissen anzueignen und dies weitergeben zu dürfen – wie schön ist das?

Man muss kein Biologe mit Doktorgrad sein oder den Geografie-Masterabschluss haben, aber Expertise in einem bestimmten Themenfeld hilft enorm, um sich eine Marke als Journalistin aufzubauen.

- Jule Zentek

Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?

Als Social-Media-Format auf Instagram sind wir beispielsweise sehr an die Vorgaben der Plattformen gebunden, wie etwa an den Algorithmus. Keiner weiß genau, wie der tickt. Was gefällt ihm und wird daher gepusht? Was nicht? Wir fragen uns auch jeden Tag, wie wir unsere Themen am besten erzählen und verpacken. Wie berichten wir z.B. über die Hitzewelle in der Antarktis so, dass wir möglichst viele Menschen damit erreichen? Das ist nicht immer einfach. Wir merken natürlich auch, dass die Klimakrise gesellschaftlich und medial in den Hintergrund gerückt ist. Die eigenen Kapazitäten, sich mit Krisen, Krieg und Leid auseinanderzusetzen, sind bei vielen einfach ausgelastet. Es wäre aber fatal, die Klimakrise deshalb aus den Augen zu verlieren. Sie ist genauso akut wie andere und die Auswirkungen werden immer spürbarer. Umso wichtiger, dass wir auch in diesen Zeiten weiter darüber berichten.

Was war Dein bisher größter Flop im Job, und was hast Du daraus gelernt?

Jeder Post und jedes Reel, also alles, in das man besonders viel Arbeit gesteckt hat und was dann nur wenig Reichweite und Interaktionen bekommt, schmerzt und fühlt sich an wie ein Flop. Aber so läuft es nun mal auf Social Media. Gleichzeitig schätze ich den direkten Austausch mit der Community, der uns jederzeit möglich ist – anders als bei linearen Medien wie TV oder Radio. Wir haben eine sehr wissbegierige und schlaue Community, die untereinander diskutiert, Fragen stellt und diese erklärt bekommen möchte. Dieser Austausch über die Klimakrise ist das, was wir erreichen wollen – und wenn das nicht mit jedem Beitrag klappt, ist das in Ordnung.

Tipps

Jules Tipps für den Nachwuchs

Denkt groß, traut Euch und spezialisiert Euch! Klingt wahnsinnig platt – sorry dafür. Aber hätte ich mich nicht auf all die Praktika und Stellen beworben, von denen ich dachte „Kriege ich eh nicht.“ und hätte ich nicht nebenbei während meines Studiums all die großen Redaktionen angeschrieben und Themen gepitcht, wäre ich sicher nicht da, wo ich jetzt sein darf. Es gibt außerdem tolle Angebote wie etwa von der Jugendpresse Deutschland, um erste Redaktionserfahrungen zu sammeln. Wichtig ist meiner Meinung nach aber auch eine inhaltliche Expertise. Man muss kein Biologe mit Doktorgrad sein oder den Geografie-Masterabschluss haben, aber Expertise in einem bestimmten Themenfeld hilft enorm, um sich eine Marke als Journalistin aufzubauen.

Jule Zentek

Jule Zentek

… arbeitet als freie Journalistin und Moderatorin. Neben Ihrer Tätigkeit als Presenterin für @klima.neutral ist sie u.a. Autorin bei Quarks für das Umwelt- und Klimateam.

Diesen Beitrag teilen via: