„Für die Gäste-Recherche braucht man Menschenkenntnis“
Franziska Jünger recherchiert für das Polit-Talkmagazin „hart aber fair“ die Gäste. Die Recherche sei herausfordernd, wenn „Normal-Bürger:innen“ eingeladen werden, sagt Jünger. Sich am Telefon meinungsfreudig zu äußern, sei etwas anderes als vor einem Millionenpublikum. Für den Einstieg in den Job hat sie einen ganz besonderen Tipp.
Werksgelände: Was macht man eigentlich als Polit-Talk-Redakteurin von „hart aber fair“?
Franziska Jünger: Im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen Gäste- und Themenrecherchen. In meinem Team recherchieren wir also für den Talk relevante Themen und fragen Politiker:innen, Expert:innen aus den verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Wirtschaft und auch normale Bürger:innen als Talkgäste für unsere Sendung an. Wir führen mit ihnen oder ihren Pressestellen dann inhaltliche Vorgespräche und Briefings für die Sendung durch, schreiben Dossiers zu den Gästen für den Moderator und die Kolleg:innen und sind im Austausch mit den Autor:innen, die inhaltliche Einspielfilme für die Sendung vorbereiten. Und am Ende sind wir natürlich auch bei der Live-Sendung dabei – begleiten die Gäste also durch den gesamten Prozess.
Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?
Man sollte Interesse und Neugier an politischen und gesellschaftlichen Themen und ein Gespür dafür mitbringen, was so gesprächswertig ist, dass man es für die Zuschauer:innen unterhaltsam und kontrovers im Fernsehen diskutieren kann. Außerdem braucht man natürlich Recherchefähigkeiten und auch eine gewisse Menschenkenntnis.
Was reizt Dich an Deinem Beruf?
Jede Woche ist anders, die Einarbeitung in neue Themen, die Gespräche mit interessanten Menschen.
Wir klopfen genau ab, ob die Menschen das nötige Selbstbewusstsein mitbringen, um ihre Meinung auch in einer Live-Situation durchzuhalten.
- Franziska Jünger
Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?
Herausfordernd ist es immer dann, wenn wir Menschen einladen, die es nicht gewohnt sind, in der Öffentlichkeit zu stehen – „Normalbürger:innen“, die bei „hart aber fair“ regelmäßig mitdiskutieren. Hier ist viel Sorgfalt beim „Casting“ und der Vorbereitung notwendig. Wir klopfen also genau ab, ob die Menschen das nötige Selbstbewusstsein mitbringen, um ihre Meinung und Position auch in einer Live-Situation durchzuhalten und in der Sendung gut zu bestehen. Denn es ist ja etwas anderes, per Telefon meinungsfreudig zu sein als vor einem Millionenpublikum im Fernsehen mit Profis zu diskutieren. Und da ist dann Erfahrung und Menschenkenntnis gefragt. Außerdem ist es natürlich eine Herausforderung, jede Woche eine kompetente, kontroverse und im besten Fall auch diverse Mischung an Gästen zu finden.
Was war Dein bisher größter Flop im Job, und was hast Du daraus gelernt?
Als Autorin habe ich mal eine Zeile getextet, bei der ich Bauchschmerzen hatte, die ich aber am Ende drin gelassen habe, weil es bei der Abnahme so gewünscht war. Nach der Sendung gab es ein paar Beschwerden von außen. Daraus habe ich gelernt, dass ich auf mein Gefühl und meine Recherche noch mehr vertrauen sollte – und sie auch gegenüber Vorgesetzten verteidigen sollte.
Franziskas Tipps für den Nachwuchs
Wenig überraschend: Macht Praktika und probiert verschiedene Dinge aus – so weit das Zeit und Geld zulassen. Die Medienwelt ist so vielfältig, da muss man erst mal herausfinden, was einem wirklich liegt und einen begeistert. Und: Bewerbt euch initiativ – viele Stellen, ob Praktika oder freie Mitarbeiten, werden oft nicht explizit ausgeschrieben.
Franziska Jünger
… arbeitet bei der Produktionsfirma „Ansager & Schnipselmann“. Als Polittalk-Redakteurin ist sie dort Teil des Teams, das die ARD-Talksendung „hart aber fair“ produziert. Das Talkformat greift aktuelle Themen auf, die von den Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft kontrovers diskutiert werden. Dabei stehen die Aussagen der Gäste auf dem Prüfstand: in der Sendung durch gut recherchierte Einspielfilme, nach der Sendung im Faktencheck.
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