"Wir sollten viel mehr auf junge Menschen hören"
„Junger Journalismus ist dynamisch“, sagt Hatice Kahraman, Redaktionsleiterin von Salon5. Bei ihrer Arbeit für die Jugendredaktion von Correctiv setzt sie auf Journalismus „mit“ statt „für“ Jugendliche. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen, mit Jugendlichen im Schulalter journalistisch zu arbeiten. Und warum ein gutes Netzwerk genauso wichtig ist wie fachliche Expertise.
Werksgelände: Was macht man eigentlich als Redaktionsleiterin bei Salon5?
Hatice Kahraman: Ich leite ein junges Team und befähige sie dazu, jungen Journalismus auf Augenhöhe zu machen. Ich nehme dabei die journalistischen Inhalte auf unseren Kanal ab und entwickle die Inhalte und Formate weiter und passe ständig die redaktionellen Prozesse an. Außerdem skaliere ich das Projekt und baue es deutschlandweit auf. Dabei kümmere ich mich um die Finanzen und um das Personal.
Welche Erfahrungen oder Talente sollte man für den Job mitbringen?
Man muss auf jeden Fall Lust auf Neues haben und immer wieder sehr reflektiert sein. Wenn man jungen Journalismus machen will, dann heißt das, alles zu hinterfragen, neu zu kreieren und dann festzustellen, dass da noch sehr viel Luft nach oben ist. Junger Journalismus ist dynamisch. Und das sollte man auf jeden Fall mitbringen: Lust auf neuen digitalen Journalismus und offen für neue Kommunikationswege.
Gerade im Journalismus gibt es oft noch junge Formate, die 'für' junge Menschen produziert sind. Die wenigsten werden 'mit' ihnen produziert.
- Hatice Kahraman
Was reizt Dich an Deinem Beruf?
Ich liebe es mit jungen Menschen zu arbeiten. Die Gespräche und die Arbeit mit ihnen geben mir Hoffnung und immer wieder neue Inspirationen. Ich finde, wir sollten viel mehr auf junge Menschen hören.
Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job?
Gerade im Journalismus gibt es oft noch junge Formate, die „für“ junge Menschen produziert sind. Die wenigsten werden „mit“ ihnen produziert. Mit jungen Menschen im Schulalter zusammen zu arbeiten ist auch eine Herausforderung, weil die redaktionellen Prozesse immer wieder auf die Lebenswelt der Jugendlichen angepasst und entwickelt werden müssen. Wenn die Reporter und Reporterinnen erst nach der Schule in die Redaktion kommen können, heißt das, flexibel sein und auf die Bedürfnisse von jungen Menschen hören.
Was war dein bisher größter Flop im Job, und was hast du daraus gelernt?
Ich habe mich früher wenig mit Menschen in ähnlichen Positionen ausgetauscht und dachte immer, dass die fachliche Expertise wichtiger ist, als das Netzwerk und der Austausch. Heute weiß ich: Das stimmt nicht. Beides geht miteinander zusammen und ein gutes Netzwerk von Menschen, die einen unterstützen und bei Fragen da sind, ist enorm wichtig.
Hatices Tipps für den Nachwuchs
Vernetzt euch! Tauscht euch aus und findet Menschen, die in ähnlichen Positionen sind wie ihr oder die ähnliche Ziele haben. Das gibt Kraft und Mut.
Hatice Kahraman
… hat Journalismus und Politikwissenschaften studiert, arbeitete für den WDR, für Spiegel Online und für die dpa. Danach volontierte sie bei CORRECTIV und lernte die investigative Recherche. Seitdem verbindet sie Recherche mit Journalismus für Jugendliche.
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